Die Translit-Poetikdozentur 2023 ging an: Leif Randt
Leif Randt, geboren 1983, lebt in Maintal-Ost und Berlin und studierte an der Schreibschule der Universität Hildesheim, deren prägender Einfluss auf die gegenwärtige deutschsprachige Literatur wohl kaum zu überschätzen ist. Seine bislang vier erschienenen Romane Leuchtspielhaus (2009), Schimmernder Dunst über CobyCounty (2011), Planet Magnon (2015) und Allegro Pastell (2020) wurden von der Literaturkritik beinahe ausnahmslos begeistert aufgenommen und stießen auch in der akademischen Welt auf erhebliche Resonanz. Leif Randt erhielt bereits zahlreiche Literaturpreise, wie etwa den Ernst-Willner-Preis und den Düsseldorfer Literaturpreis. Er war außerdem Stipendiat der Villa Aurora in Los Angeles (2013) und der Villa Kamogawa in Kyoto (2016). Randts Texte werden in ganz besonderem Maße als Ausdruck eines generationsspezifischen Lebensgefühls rezipiert, als „perfekte Durchdringung der Gegenwart“, wie es in einer Rezension von Ijoma Mangold in Die Zeit heißt. Insofern es sich bei dieser Gegenwart um eine hochgradig medial präformierte handelt, entwerfen Randts Texte eine transliterarische Poetik, welche gerade auf die Begegnung des Formats Buch mit anderen gegenwärtigen Medien setzt. Die sich aus der medialen Überformung ergebende ästhetische Faktur auch der alltäglichsten Handlungen und intimsten Kommunikationen wird von den entworfenen Figuren nicht nur eindrücklich in Szene gesetzt, sondern auch beständig auf ihre Wirkung reflektiert. So ergibt sich ein charakteristisches Steigerungsverhältnis von Immersion und Reflexion.
Leif Randt erweist sich als ideale Besetzung der TransLit-Poetikdozentur, insofern diese gerade Autor:innen einlädt, deren Schaffen eine transliterarische Tendenz aufweist, d.h. die verschiedensten Formate und Medien im Wechselspiel mit der Literatur erprobt. Neben den genannten Romanen arbeitet Randt, der sich stärker von Filmen als von Literatur beeinflusst sieht, am Drehbuch der geplanten Verfilmung seines jüngsten Romans Allegro Pastell. Er beteiligte sich zudem an Arbeiten von The Agency, einer Performance Gruppe für immersives Theater und ist außerdem Mitbegründer des gemeinsam mit Autor Jakob Nolte und Grafikdesigner Manuel Bürger herausgegebenen ‚Content-Labels‘ Tegel Media, einer Onlineplattform für Literatur im PDF-Format, für die er unter anderem Videoarbeiten produziert. Randt ist zudem Autor des ‚7-Akters‘ Hiper Dino Dramedy, einem Telegram Kanal, der Texte, Fotos und Soundfiles zusammenfasst, und wirkte 2021 mit der ‚assoziativen Audiocollage‘ Fokus Color Italia an den Berliner Festspielen mit.
Leif Randts TransLit-Dozentur bietet die Möglichkeit, das Verhältnis seines künstlerischen Schaffens in verschiedenen Formaten und Medien zur transliterarischen Ästhetik seiner Texte systematisch zu befragen. Sein Werk und seine Person stellen ein vielschichtiges Feld der Erforschung und Erprobung der Möglichkeiten und Grenzen des Literarischen innerhalb der zeitgenössischen (post)digitalen Medienlandschaft zur Verfügung. Dieser Erforschung sind die vier thematischen Abende gewidmet, die schlaglichtartig je ein transliterarisches Verhältnis (Film, Design, das Digitale und immersives Theater) ins Zentrum rücken.